Berlin (ots) –

Sie haben es wieder getan. Bereits zum siebten Mal ist die Oper Frankfurt in der diesjährigen Umfrage der Fachzeitschrift „Opernwelt“ zum „Opernhaus des Jahres“ gekürt worden. Mit dem sicheren Gespür für einen dramaturgisch plausiblen, spannenden, innovativen und abwechslungsreichen Spielplan sowie die Wahl der richtigen Regisseurinnen und Regisseure für die unterschiedlichsten Werke hat das Haus damit erneut unter Beweis gestellt, dass Oper selbst dort attraktiv sein kann, wo man es auf den ersten Blick nicht unbedingt vermuten würde. Ein Beispiel ist die „Wiederentdeckung des Jahres“, Rudi Stephans in Vergessenheit geratene Oper „Die ersten Menschen“ aus dem Jahr 1914, die ihre posthume Uraufführung 1920 in Frankfurt erlebt hatte und nun, 103 Jahre später, am gleichen Ort unter der musikalischen Leitung des scheidenden Generalmusikdirektors Sebastian Weigle und in der Regie von Tobias Kratzer den Weg auf die Bühne der Oper Frankfurt fand. Auch eines der beiden mit derselben Stimmenanzahl zur „Uraufführung des Jahres“ gewählten Bühnenwerke kam am Main heraus – Vito Zurajs verdichtetes, Musiktheater „Blühen“ auf ein hochpoetisches Libretto von Händl Klaus. Teilen muss der slowenische Komponist diesen Titel mit Charles Tournemire, dessen Oper „La Légende de Tristan“ knapp 100 Jahre nach ihrer Entstehung erstmalig am Theater Ulm zu erleben war.

Einigkeit herrschte hingegen bei der Wahl zum „Chor des Jahres“. Wie im vergangenen Jahr ging dieser an den Chor der Oper Frankfurt, der insbesondere für seine herausragenden Leistungen in Händels „Hercules“, Wagners „Meistersingern von Nürnberg“ und Martins „Le vin herbé“ geehrt wurde. Mit Dmitri Tcherniakov wurde nach Kirill Serebrennikov 2022 erneut ein russischer Regisseur in der Kategorie „Regisseur des Jahres“ geehrt. Tcherniakov erhielt die Auszeichnung vor allem für seine tiefsinnige, luzide und politisch sensible Durchdringung von Sergej Prokofjews ambivalenter Tolstoi-Vertonung „Krieg und Frieden“ an der Bayerischen Staatsoper in München, die zudem zur „Aufführung des Jahres“ gekürt wurde. An der Isar sitzt auch der Seriensieger in der Rubrik „Orchester des Jahres“, das Bayerische Staatsorchester, das 2023 sein 500-jähriges Bestehen feiert. Mit Kirill Petrenko wurde der ehemalige Chefdirigent dieses Klangkörpers, der inzwischen in gleicher Position an der Spitze der Berliner Philharmoniker steht, zum „Dirigenten des Jahres“ gewählt. Ausschlaggebend war Petrenkos feinnerviges und differenziertes Dirigat der „Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss bei den Festspielen in Baden-Baden.

Klare Voten gab es in den Rubriken „Sänger des Jahres“ und „Nachwuchssänger des Jahres“. Michael Volle wurde für seine glanzvollen Rollenporträts als Wotan in Wagners „Ring“ und als Hans Sachs in den Wiener „Meistersingern“ gekürt, Konstantin Krimmel für seine herausragenden Darbietungen in den Opern Mozarts, Hosokawas und Haas‘ sowie für die Neuaufnahme von Schuberts Liedzyklus „Die schöne Müllerin“. Den Titel „CD des Jahres“ teilen sich die Einspielung von Paul Dessaus „Lanzelot“ (audite) und Händels „Theodora“; auch beim „Buch des Jahres“ gab es mit Jörn Peter Hiekels Studie „Helmut Lachenmann und seine Zeit“ und Barrie Koskys Autobiographie „Und Vorhang auf, hallo!“ zwei Sieger. Als „ungewöhnlichste Opernerfahrung des Jahres“ bewerteten die Kritikerinnen und Kritiker die achtstündige Aufführung von Olivier Messiaens „St. François d’Assise“ an der Oper Stuttgart in der Regie von Anna-Sophia Mahler. „Bühnenbildner des Jahres“ wurde Michael Levine (für „Turandot“ in Amsterdam und „Madama Butterfly“ in Bregenz), „Kostümbildner des Jahres“ Giuseppe Palella (für „Alessandro nell’Indie“ beim Bayreuth Baroque Opera Festival).

Einer guten, alten Tradition folgend, widmet sich das Jahrbuch der „Opernwelt“ auch 2023 wieder jenen historischen Persönlichkeiten, deren Wirken Maßstäbe gesetzt hat – allen voran Maria Callas, die vor 100 Jahren in New York geboren wurde und mit ihrer unnachahmlichen Stimme das Publikum verzauberte. Ein vielschichtiger Essay blickt zurück auf Leben und Wirken dieser charismatischen Ausnahmekünstlerin. Fjodor Schaljapin und Enrico Caruso, zwei der besten Sänger aller Zeiten (beide wurden vor 150 Jahren geboren), werden mit kundigen Sachbeiträgen umfassend gewürdigt. Mit Waltraud Meier, einer der besten Wagner- und Strauss-Sängerinnen unserer Zeit (sie beendet im Herbst ihre staunenswerte Karriere mit der Klytämnestra in Strauss‘ „Elektra“) und Achim Freyer, dem Regisseur, Maler und Bühnenbildner (der 89-Jährige wird von der „Opernwelt“ in diesem Jahr für sein Lebenswerk ausgezeichnet), kommen zwei Persönlichkeiten zu Wort, deren künstlerisches Wirken Maßstäbe gesetzt hat. Last but not least können Sie im Jahrbuch der „Opernwelt“ 2023 einen Essay über Leben und Werk des 2006 verstorbenen Komponisten György Ligeti lesen, der sich insbesondere mit Ligetis einzigem Musiktheater „Le Grand Macabre“ auseinandersetzt.

Weitere Informationen: www.opernwelt.de

Details zum Jahrbuch:

Erscheinungstag: 28. September 2023

Herausgeber: Der Theaterverlag – Friedrich Berlin GmbH

Seitenzahel: 152

Preis: 35 EUR

ISBN 978-3-942120-41-8

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Quelle: ots