Mainz (ots) –

Auch nach dem schlechten Abschneiden der Ampel-Parteien bei der Europawahl glaubt eine Mehrheit der Befragten (66 Prozent), dass die Regierung bis zum regulären Wahltermin im Herbst 2025 halten wird. Nur 30 Prozent rechnen mit einem vorzeitigen Bruch der Koalition (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“). Eine vorgezogene Neuwahl im Bund würden 51 Prozent unterstützen, darunter Mehrheiten in den Anhängerschaften von FDP (53 Prozent), CDU/CSU (63 Prozent), BSW (76 Prozent) und AfD (93 Prozent). Insgesamt 43 Prozent sprechen sich gegen eine vorgezogene Bundestagswahl aus.

Dabei erreicht die Unzufriedenheit mit der Regierung Rekordniveau. 71 Prozent (Mai: 63 Prozent) stellen der Ampel ein schlechtes Zeugnis aus, nur noch 25 Prozent (Mai: 33 Prozent) sind mit der Arbeit der Regierung zufrieden. Dennoch fallen die Erwartungen an eine unionsgeführte Regierung auch weiterhin sehr verhalten aus. Lediglich 36 Prozent (Mai: 34 Prozent) meinen, dass es die CDU/CSU besser machen würde, wenn sie an der Regierung wäre. Für 46 Prozent (Mai: 42 Prozent) wäre da kein großer Unterschied und 14 Prozent (Mai: 19 Prozent) würden mit einer schlechteren Arbeit rechnen.

SPD mit wenig Durchsetzungskraft in der Koalition

Nur 19 Prozent glauben, dass die SPD ihre politischen Vorstellungen in der Regierung stark durchsetzt. Für 73 Prozent und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen ist das nicht der Fall. Anders ist die Einschätzung bei den kleineren Koalitionspartnern: 41 Prozent sind der Meinung, dass die Grünen ihre Positionen stark durchbringen (nein: 54 Prozent), wobei eine Mehrheit der Grünen-Anhängerschaft (66 Prozent) das allerdings nicht so sieht. Für insgesamt 42 Prozent setzt die FDP ihre Forderungen in der Ampel-Koalition stark durch (nein: 51 Prozent) und dem schließt sich auch eine Mehrheit in den eigenen Reihen an (FDP-Anhänger: 52 Prozent).

Projektion: BSW mit Zugewinnen

In der Politbarometer-Projektion gibt es nach der Europawahl wenig Bewegung, das BSW kann aber klar zulegen: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 30 Prozent (minus 1), die SPD könnte mit 14 Prozent (minus 1) rechnen, die Grünen ebenfalls mit 14 Prozent (plus1), die FDP mit 5 Prozent und die AfD mit 16 Prozent (beide unverändert). Das BSW läge bei 7 Prozent (plus 2) und die anderen Parteien erreichten zusammen 14 Prozent (minus 1), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Bei einem solchen Ergebnis würde es knapp reichen für eine Koalition aus Union und SPD oder für eine Koalition aus Union und Grünen.

Mehrheit: BSW langfristig erfolgreich

Nach ihrem Auftakt bei der Europawahl rechnen 53 Prozent der Befragten mit einem dauerhaften Erfolg des Bündnisses Sahra Wagenknecht. 34 Prozent bezweifeln das. Neben klarer Zuversicht bei den eigenen Anhängern (91 Prozent), gehen auch die meisten Anhänger der AfD (66 Prozent) von einer Etablierung der Partei aus.

Top Ten: Einbußen für Scholz und Habeck – Wagenknecht verbessert sich

Zu den zehn wichtigsten Politikern und Politikerinnen zählt nach Meinung der Befragten jetzt wieder NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Karl Lauterbach ist nicht mehr dabei. Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Boris Pistorius weiter mit großem Abstand auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 1,7 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus Mai: 1,8) eingestuft. Auf Platz zwei steigt Hendrik Wüst ein, mit einer Bewertung von 0,9 und auf Platz drei kommt Markus Söder mit 0,1 (0,0). Es folgen Friedrich Merz mit minus 0,1 (minus 0,1) und Sahra Wagenknecht, die mit minus 0,6 (minus 0,9) jetzt etwas weniger schlecht beurteilt wird als zuletzt und von Rang neun auf Rang fünf vorrückt. Danach Christian Lindner mit minus 0,7 (minus 0,7), Robert Habeck mit minus 0,7 (minus 0,4), Annalena Baerbock mit minus 0,7 (minus 0,6) und Olaf Scholz, der mit minus 0,9 (minus 0,5) deutlich abrutscht. Abgeschlagen auf dem letzten Platz bleibt Alice Weidel mit minus 2,6 (minus 2,7).

Weiter viel Zustimmung zu militärischer Unterstützung der Ukraine

41 Prozent aller Befragten sprechen sich für eine stärkere militärische Unterstützung der Ukraine durch den Westen aus, für 27 Prozent soll es beim bisherigen Umfang bleiben und 28 Prozent sind für eine Verringerung der Unterstützung, darunter mit 45 Prozent besonders viele in Ostdeutschland.

Dass es in den nächsten Monaten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zur Beendigung des Kriegs geben wird, erwarten nur 12 Prozent. Die meisten (86 Prozent) gehen davon aus, dass es nicht dazu kommen wird.

Fußball-Europameisterschaft der Männer: Nur sehr verhaltener Optimismus

Am Freitag beginnt die EM und nur 7 Prozent glauben, dass Deutschland den Titel holen wird. Dass Deutschland maximal bis zur Vorrunde kommt, erwarten 7 Prozent und bis zum Achtelfinale 15 Prozent. Gut die Hälfte rechnet mit einem Ausscheiden im Viertelfinale (23 Prozent) oder im Halbfinale (23 Prozent) und 6 Prozent meinen, dass die Mannschaft erst im Finale scheitern wird.

Um die Sicherheitslage rund um die EM zeigen sich viele besorgt. 44 Prozent befürchten, dass es im Zusammenhang mit der EM bei uns zu Anschlägen kommt, 52 Prozent glauben dies nicht.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 10. bis zum 12. Juni 2024 bei 1.334 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: SPD 15 Prozent, CDU/CSU 31 Prozent, Grüne 18 Prozent, FDP 4 Prozent, AfD 11 Prozent, BSW 9 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 28. Juni 2024.

Kontakt

Bei Fragen zur Pressemitteilung erreichen Sie die ZDF-Kommunikation per E-Mail unter [email protected] oder telefonisch unter 06131 – 70-12108.

Pressefotos

Pressefotos zur Sendung erhalten Sie als Download (https://presseportal.zdf.de/presse/politbarometer) (nach Log-in), per E-Mail unter [email protected] oder telefonisch unter 06131 – 70-16100.

Weitere Informationen

– Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf https://forschungsgruppe.de.

– Hier finden Sie das „ZDF-Politbarometer“ in der ZDFmediathek. (https://www.zdf.de/politik/politbarometer)

Pressekontakt:
ZDF-Kommunikation
Telefon: +49-6131-70-12108Folgen Sie uns gerne auch bei LinkedIn (https://www.linkedin.com/company/zdf/)
und X (https://twitter.com/ZDFpresse) vormals Twitter.
Original-Content von: ZDF, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots